Vitamin D – Sind wir alle unterversorgt?

Kürzlich, als ich die laut Ökotest falsche Sonnencreme kaufen wollte, bekam ich in der Apotheke mit, wie einer Kundin geraten wurde, sie solle für die ganze Familie Vitamin-D-Tropfen kaufen, „weil wir heutzutage alle mit Vitamin D unterversorgt“ seien. „Wirklich?“ dachte ich bei mir. Unterversorgt mit gerade dem Vitamin, welches wir mithilfe von Sonnenstrahlung selber im Stande sind zu bilden? Jetzt – zu einem Zeitpunkt, wo Sonne zur Abwechslung mal keine Mangelware ist? Zutiefst verunsichert darüber, ob mein Wissen über Vitamin D nun total veraltet war, machte ich mich auf ins Netz, um nachzuforschen.

Sonne_Zuerichsee_550x370Ich konnte aufatmen: Wir können auch fast 100 Jahre nach seiner Entdeckung Vitamin D immer noch selber erzeugen, vorausgesetzt wir bekommen genug Sonne ab.

Genügend Vitamin D ist sichergestellt bei nicht-schwangeren, hellhäutigen Menschen, die sich regelmässig im Freien aufhalten, sich ausgewogen und nicht vegan ernähren und sich weder im Baby- noch im Seniorenalter befinden.

Wenn Sie zu dieser Gruppe gehören, bräuchten Sie sich um Vitamin D eigentlich keine Sorgen machen.

Von besagter Familie in der Apotheke sah niemand weder schwanger noch dunkelhäutig aus. Ausserdem war die älteste Person höchstens Mitte 40. Weshalb also die Aussage der Apothekerin, dass sie Vitamin D Tropfen benötigten? Bei Sommerbeginn?

Nun, Studien haben gezeigt, dass viele Leute an Vitamin D Mangel leiden. Dies ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass heutzutage viele Leute lieber drinnen vorm Computer oder TV sitzen, statt sich draussen aufzuhalten. Und wenn sie dann doch mal rausgehen, verwenden sie Sonnencremes mit hohen Schutzfaktoren. Angesichts des Krebsrisikos ist dies natürlich zu empfehlen. Bei einer absoluten Handhabe allerdings wird eben auch die Bildung von Vitamin D stark verringert.

Was Sie tun können

Dies bedeutet nun aber nicht, dass alle an Vitamin D Mangel leiden und dass die Einnahme von Vitamin D Tropfen die einzige Lösung dafür ist. Folgendes können Sie tun, damit es bei Ihnen und Ihrer Familie nicht zu einem Vitamin D Mangel kommt:

  • Verbringen Sie Ihre Freizeit draussen. Fernsehen können Sie auch noch nach Sonnenuntergang und auf Facebook können Sie dank Smartphone auch draussen posten. Es muss nicht an der prallen Sonne sein. UV-Strahlung gibt es auch im Schatten.
  • Seien Sie rebellisch und gehen Sie bei Tageslicht völlig uneingecremt zum Briefkasten. Lassen Sie also auch mal kurz Sonne auf die ungeschützte Haut. Ein paar Minuten Sonneneinwirkung täglich genügt, um ausreichend Vitamin D zu bilden. Es ist selbstverständlich, dass Sie den Rest des Tages grosszügig Sonnencreme verwenden und dabei Einwirkzeiten, Schutzfaktoren und Nachcremen berücksichtigen.
  • Essen Sie abwechslungsreich und binden Sie auch Avocados und Pilze (z.B. Steinpilze, Eierschwämme, Champignons) in die Ernährung mit ein. Neben Eiern, fettigem Hochseefisch (Lachs, frischer Thunfisch, Hering) und Milchprodukten (ausser Milch selber) sind dieses gute Quellen für Vitamin D.

„Zu Risiken und Nebenwirkungen…“

Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin, kann also im Körper gespeichert und deshalb auch überdosiert werden. Über die normale Ernährung ist das nicht möglich. Da würde Ihnen vor lauter Pilzen vorher schlecht. Überdosierungen durch Vitamin D-Präparate sind allerdings gut möglich und können langfristig zu gravierenden Schäden führen (zB. Herz-Kreislauferkrankungen, Nierensteine).

Achten Sie also besonders im Winter darauf, dass Sie genügend Sonnenlicht bekommen und Sie sich entsprechend ernähren. Falls Sie in solchen Momenten dennoch Vitamin D einnehmen möchten, beziehungsweise zu einer Risikogruppe gehören, informieren Sie sich umfassend über die Einnahme.

…dasselbe gilt, wenn Sie gute Ratschläge bekommen, irgendetwas einzunehmen – besonders bei pauschalen Empfehlungen.

Nachtrag vom 24.7.2015: Hier die Zahlen vom BAG zu Aufenthaltsdauer in der Sonne sowohl betreffend Krebsrisiko als auch Vitamin-D-Bildung.