Endlich, Grippeimpfung gratis oder für nichts!

FieberMit Erstaunen höre ich von verschiedenen Bekannten, dass sie sich im Geschäft gratis gegen Grippe impfen lassen können. «Soll ich das machen lassen?» würden sie mich fragen, wenn sie meine Antwort nicht bereits kennen würden. Dass ich mit einem Nein antworten würde, ist weder überraschend noch besonders spannend für einen Artikel. Das Weshalb ich davon abraten würde, könnte Sie allerdings interessieren.

Die letzte grosse Studie zum Thema Grippeimpfungen besagt, dass diese zu 60% wirksam sind. Ich habe es nachgerechnet. Die Zahl stimmt. «Na wenn das so ist, dann spaziere ich doch mal zum nächsten Arzt (oder eben in die Arbeitsstelle) und lasse mich impfen», mögen Sie jetzt vielleicht denken. Aber warten Sie noch einen Moment mit Schal und Mantel anziehen und lesen Sie noch etwas weiter. Liest man die Studie genau durch und überlegt sich in Ruhe, was denn diese Zahl bedeutet, dann lässt man vielleicht Schal und Mantel hängen und geniesst die gewonnene Zeit lieber mit seiner Familie oder einem guten Film.

Was die Studie bedeutet

Genau gelesen, sagt die Studie folgendes: Von 100 Geimpften bekamen 1.2 Personen die Grippe. In der umgeimpften Kontrollgruppe bekamen in derselben Zeitperiode 2.8 Personen die Grippe. Dies ergibt die berühmte Zahl der 60% Wirksamkeit. Es bedeutet also nicht, dass bei Geimpften 60% gesund bleiben, während alle Umgeimpften mit Fieber und Gliederschmerzen im Bett liegen.

Natürlich liesse sich immer noch argumentieren, dass der Unterschied bedeutend ist. Bestimmt. Vor allem der Arbeitgeber rechnet so. Deswegen möchte ich mal eine Zahl in die Runde werfen: Auch umgeimpft überstehen mehr als 97% der Leute das Jahr ohne Grippe. Das klingt doch vielversprechend. Ich muss hier noch erwähnen, dass alle oben genannten Zahlen nur für Personen zwischen 18 und 64 gelten. Dieselbe Studie hat nämlich festgestellt, dass bei über 64-Jährigen die Impfung keinen signifikanten Unterschied macht. Denn damit eine Impfung wirksam sein kann, muss der Körper gegen die künstlich injizierten Stoffe Abwehrkräfte entwickeln. Ein geschwächtes Immunsystem, und im Alter wird dieses leider schwächer, kann diese Abwehrstoffe nicht oder nur ungenügend entwickeln. Dasselbe Problem haben schwangere Frauen und Leute mit chronischen Leiden.

Was die Krankheit bedeutet

Klar, die Zahlen sprechen immer noch pro Impfung. Gehen wir aber mal weg von den Zahlen und knöpfen wir uns die Krankheit vor! Was ist schlimm an der Grippe? Wir liegen mit Fieber im Bett, fühlen uns schlecht, schlapp, müde und haben Gliederschmerzen. Die meisten von uns erleben genau das und nicht mehr und gehen nach ein paar Tagen Bettruhe wieder ihren normalen Tätigkeiten nach. Der Körper kommt ganz alleine mit der Krankheit klar, kann sich verteidigen und kann es das nächste Mal vielleicht noch besser. Es gibt allerdings die unglücklichen Fälle, wo es Komplikationen gibt. Diese Leute landen im Spital und unter Umständen sterben sie. Das ist das Schlimme an der Grippe. Deswegen haben wir Angst davor und deswegen wollen wir uns impfen lassen. Aber Moment! Schal und Mantel noch etwas länger hängen lassen, bitte.

Wer sind denn die Leute, die eventuell sterben könnten an der Grippe? Die gefährdeten Leute sind ältere Leute über 64, schwangere Frauen und Personen mit chronischen Leiden. Tatsächlich empfiehlt das Bundesamtes für Gesundheit die Impfung nicht für die Gesamtbevölkerung, sondern für diese Risikogruppen. Aber Moment, hat nicht die Studie ergeben, dass gerade bei genannten Risikogruppen die Grippeimpfung nichts bringt?

Soll ich mich impfen lassen?

Die schwangere Kathrin sagt sich: «Das BAG sagt, ich sei in der Risikogruppe und solle mich impfen lassen. Durch meine Schwangerschaft ist aber mein Immunsystem geschwächt und die Impfung kann ihre Wirkung unter Umständen nicht voll entwickeln. Die Chance, dass ich trotzdem die Grippe bekomme, ist gleich gross, wie wenn ich mich nicht impfen lasse.» Der 70-jährige Josef und die Diabetikerin Sonja machen sich dieselben Überlegungen. Bleibt noch der normalgesunde 39-jährige Thomas, der sich sagt: «Meine Firma zahlt mir die Impfung. Die Zahlen bestätigen, dass ich statt einer 97.2-prozentigen, eine 98.8-prozentige Chance habe, nicht an Grippe zu erkranken dieses Jahr. Ich gehöre allerdings keiner Risikogruppe an. Sollte ich trotzdem an Grippe erkranken, werde ich das mit ziemlicher Sicherheit ohne weitere Komplikationen überstehen.»

Die eigentliche Frage lautet: Soll sich ein Mensch wegen – im besten Falle – 1.6% Unterschied etwas absichtlich in den Körper spritzen lassen, von dem die Nebenwirkungen noch nicht ganz geklärt sind? Verschiedenste Impfstoffe (darunter auch Grippeimpfstoffe) wurden wieder vom Markt genommen, weil sie nachweislich schwerste Nebenwirkungen verursacht haben oder man zumindest diesen Verdacht hegte.

Ich möchte niemanden verurteilen, der sich impfen lässt. Mir ist nur wichtig, dass derjenige versteht, was eine Impfung bedeutet, bevor man es einfach macht. Wenn Sie jetzt also Schal und Mantel anziehen, gehen Sie wahrscheinlich nur spazieren. Denn auch wenn etwas gratis angeboten wird, sollte man sich informieren, ob es nicht «für nichts» ist.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie zu den mindestens 97% gehören, die – ob geimpft oder umgeimpft – grippefrei durch den Winter kommen.

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